Vom
1. Advent bis St. Knut
-
ereignisreiche 7 Wochen im Winter
Übersicht
über den Ablauf des Feiertagsgeschehens
in verschiedenen Kulturen und Zeiten.
Im
Folgenden findet sich das mühevoll und hoffentlich unterhaltsam zusammengepuzzelte
Ergebnis aus vielen Quellen und vielen Theorien im Internet und diversen
Büchern, - mit mehreren plötzlichen eigenen Einfällen und
den daraus resultierenden Jette-Theorien (z.B. in Sachen Struwwelpeter
und Knusperhexe) ergänzt.
Es
entzieht sich meiner Kenntnis, an welchen Kalenderrechnungen sich sämtliche
Datumsangaben vor 1582 (Einführung des Gregorianischen Kalenders)
orientieren.
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Am
letzten Samstag im November besucht der holländische
Sinterklaas mit seinem
Schiff die Hafenstädte. Er reitet auf
einem Schimmel an Land, begleitet vom "Zwarten
Piet" (mehr dazu
am 6.12.) An diesem Tag stellen alle Kinder ihre Schuhe bereit und stecken
ihre Wunschzettel hinein.
Advent
(lateinisch
adventus) bedeutet Ankunft. Die Adventszeit ist die festlich begangene
Zeit der Vorbereitung und Erwartung der Ankunft Christi. In Rom wurde
von Papst Gregor dem Großen die Adventsliturgie erst im 6. Jhdt.
in ihren Grundzügen festgelegt. Er setzt erstmals die Zahl der
4 Adventsonntage fest. Die 4 Wochen sollen symbolisch
auf die 4000 Jahre hinweisen, die die Menschheit nach kirchlicher Rechnung
auf die Ankunft des Erlösers warten mußte.
Schon in vorchristlichen Zeiten haben die Menschen
im Winter ihre Häuser und Türen
mit Zweigen von Tannen und Fichten usw.
geschmückt. Sie sollten Glück, Segen , Frieden und Fruchtbarkeit
bringen und sollten Dämonen fernhalten.
• Polen: Die gesamte
Zeit des Advent ist sehr wichtiger und besinnlicher Teil des Weihnachtsfestes.
Jeden Tag sind die Kirchen ab morgens um
6 Uhr geöffnet. Überall werden reichgeschmückte
Weihnachtsbäume aufgestellt. Hier wandern die Sternsinger
nicht erst am 6. Januar, sondern durch die Adventwochen.
An
dem einen oder anderen Adventsonntag oder auch
ganze vier Wochen lang finden verschiedenartigste Weihnachtsmärkte
statt. Hier wird mit allem, was man mehr oder auch wenig zu dieser Zeit
braucht gehandelt: von kandierten Trauben und Glühwein über
handgearbeitete und kommerzielle
Weihnachtsgeschenke bis
zum Riesenrad und der Losbude kann man hier alles finden, was das Herz
erwärmt und das Geld im Portemonaie locker macht. Manche Händler
führen jedoch auch einen Teil als Spenden
für Bedürftige ab. Man kann aber auch Spenden
ohne was zu kaufen: Viele Organsisationen sammeln um die Weihnachtszeit
herum für arme Menschen auf der ganzen Welt in
der Tradition der Sternsinger ( mehr dazu
am 6.1. - und auch
bei den Saturnalien am 17.12.).
1.
Adventsonntag (meistens letzter Sonntag im November):
entzünden der ersten, der vier Kerzen auf dem Adventskranz, der aus
geschmücktem Wintergrün geflochten wird. Am darauffolgenden
Sonntag werden zwei Kerzen entzündet usw. – angeblich die Erfindung
eines Hamburger Lehrers (Adventskalender).
Genausogut kann der kerzenbestecke
Kranz auch als Idee von der Heiligen Lucia
(
mehr dazu am 13.12.) übernommen worden sein, oder noch viel älter
stellt er symbolisch und nordisch-traditionell das
Jol/Rad der Zeit
(
mehr dazu am 20.12.) dar. Es gibt jedoch auch die Ansicht, dass sich die
Tradition im
Siegerkranz begründet. In diesem Falle soll der Sieg
im Kampf des Christen gegen das Dunkle des Lebens symbolisiert sein (...klingt
ziemlich konstruiert...).
1.
Dezember - Erster Tag für den Adventskalender mit
täglichen kleinsten Geschenken, Keksen oder ähnlichem für
24 Tage bis zum Heiligen Abend.
Eine Geschichte erzählt, dass ein Hamburger Lehrer vor ca. 100 Jahren
einen Kronleuchter mit Tannenzweigen und 24
Kerzen schmückte,
von
denen jeden Tag bis Weihnachten eine weitere angezündet wurde. Der
eigentliche Adventskalender hat dagegen laut einer anderen Geschichte
seinen Ursprung 1881: Er ist der Ungeduld
eines Knaben im bayrischen oder schwäbischen Land
(die Quellen widersprechen sich da ein wenig) zu verdanken, dessen Mutter
kleine Schachteln mit Keksen füllte – für
jeden Abend einen bis Weihnachten. Diese Zeitrechnungshilfe könnte
die gute Frau vom hamburgischen Adventskranz mit 24 Kerzen
abgeguckt haben. Vielleicht ist der eigentliche Ursprung aber auch sehr
viel älter (
Jólesveinar-Tage/12.12.)?
4.
Dezember - St. Barbara-Tag an diesem Tag werden von Weiden
und Haselsträuchern, evtl. auch Forsythien oder Kirschbäumen
Barbara-Zweige geschnitten. Wenn man sie jetzt ins Wasser stellt, blühen
sie an den Weihnachtstagen.
Von den Zweigen heißt es auch,
daß sie uns Zukünftiges prophezeien:
Früher, als junge Mädchen die
beste Zukunft in einer guten Partie sahen, stellten sie Zweige mit den
Namen ihrer Favoriten gekennzeichnet ins Wasser. Verdorrte ein Zweig,
war die Sache klar, bei allen anderen wurde es dann richtig spannend.
Die heilige Barbara selbst
hat nun eigentlich rein gar nichts Weihnachten oder dem Jahreswechsel
zu tun. Warum ihr die Sache mit den abgeschnittenen Zweigen zugeschoben
wurde mag einzig und allein am günstigen Datum liegen. Barbara lebte
im 4. Jahrhundert am Marmarameer. Sie war die schöne
Tochter eines reichen Kaufmanns und heimlich gegen den Willen ihres Vaters
dem christlichen Glauben beigetreten. Sie lebte um so frommer, um so mehr
ihr Vater dagegen kämpfte. Der ließ sie schließlich deswegen
einkerkern, foltern und am Ende köpfen,
woraufhin er von einem Blitzschlag getötet wurde.
5. Dezember
- Abends in Holland:
An diesem Abend kommt Sinterklaas mit dem Zwarten Piet, reitet über
die Dächer und verteilt die Geschenke für groß und klein.
5./6.Dezember
- Vorabend St. Nikolaus,
die Vorbereitung: Schuheputzen,
und die Schuhe vor die Tür stellen, denn St. Nikolaus füllt
in der Nacht nur blitzblanke Schuhe mit Geschenken,
Leckereien und/ oder einer
Rute für die Ungehorsamen
(häufig auf schwarzem Birkenreisig). Warum gepuzte Schuhe ist nicht
ganz geklärt. Zum Putzen könnte man annehmen, dass es einfach
eine Frage des Respekts ist. Zu den Schuhen, bzw. Stiefeln, bzw. Strümpfen
(am weihnachtlichen Kamin oder Bettende)
geht die Legende von ein paar Strümpfen, die mit
Goldstücken gefüllt waren und die der Bischof
einer sehr armen Familie geschenkt habe. Möglicherweise waren die
Strümpfe aus Leder, und deshalb aus heutiger Sicht die Grenze zu
schuhen nicht mehr so ganz klar. Es gibt auch noch eine
andere Legende von ein paar armen halb erfrorenen Kindern,
denen er Schuhe schenkte und als sie sie anziehen wollten, fanden sie
darin auch noch Spielzeug.
• In Italien hängt
San Nicola ein Geschenk an die Tür des Schlafzimmers. Nikolaustag
am Morgen: Überraschtes Finden der Geschenke.
6.
Dezember - Nikolaustag. Der echte Nikolaus lebte im 4.
Jahrhundert als Bischof in Kleinasien.
Bereits im Mittelalter wurde er als Heiliger und Schutzpatron
der Kinder verehrt.
Das Brauchtum um das Nikolausfest reicht in recht umfangreicher Form weit
zurück. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde am Nikolaustag ein
Schülerbischof gewählt. Die Hamburger Wahlordnung
vom 07.12.1305 schrieb u.a. vor, dieses Amt darf nur einmal im Leben wahrgenommen
werden. Der Schülerbischof hatte Gelegenheit die
Erwachsenen in einer Predigt auf Mängel hinzuweisen.
Anschließend ritt er auf seinem Roß durch die Stadt. In seinem
Gefolge befanden sich verkleidete Mitschüler: Engel, Priester, Mönche,
Könige, Ritter, Handwerker, Bauern, Teufel und schwarze Mohren.
Martin Luther hatte zwar
versucht, den Nikolaus (wie alle anderen Heiligen der katholischen Kirche)
abzuschaffen, was ihm im Bezug auf die Wahl des Schülerbischof, wohl
auch ganz gut gelang. Im Bezug auf die sich parallel entwickelte Aufgabe
des Geschenkebringens (was Luthers Ansicht nach lieber das Christkind
erledigen sollte...) allerdings nicht. Spanien bildete allerdings
eine Ausnahme:
hier gibt es noch heute das Fest der Meßdiener
– Fiesta de Loco: ein Junge wird als Bischof verkleidet und spielt
diesen einen gesamten Tag lang. Aber auch woanders hat dieser Brauch der
Kinderbischhöfe eine Renaissance erlebt, wie z.B. in Hamburg.
Ab dem 17. Jhdt. bekam der Nikolaus auch noch einen Helfer:
Knecht Ruprecht (in den Niederlanden 'Zwarten Pieten'
= Schwarzer Peter, in der Schweiz 'Schmutzli' und in Österreich 'Krampus',
weiterhin: Hans Muff, Beelzebub, Pelzprecht, Pelzmärtel, Rasselbock,
Klaubauf): Während Nikolaus als Gabenbringer die "gute Rolle"
übernommen hat, sind die dunklen Gesellen für die "Gerechtigkeit"
zuständig. Sie sind die Träger
der Rute und kompetent in "Erziehungsfragen"
– außer Knecht Ruprecht: er nimmt eine Sonderstellung ein
und schlüpfte zeitweilig in die Rolle des Nikolaus und war von
dem Heiligen nicht mehr zu unterscheiden.
Der Weihnachtsmann, Sankt
Nikolaus, Santa Claus und Sinterklaas sind ein und dieselbe ursprünglich
bischhöfliche Figur. Allerdings wurde wegen der stetigen Verweltlichung
der Namenstag der Bischof von Myra
1970 (vorübergehend?) aus dem katholischen Namenskalender gestrichen.
Bis ins 19. Jahrhundert trug er einen Bischofsmantel
oder eine
lange braune Kutte mit Kreuz, Weinflasche und eine Krone
aus Stechpalmenzweigen. Das Bild vom alten
Mann mit weißen Bart und roten Mantel ist relativ
modern und wird einer bekannten Getränkefirma als wirkungsvolle Werbeidee
zu Anfang des 20. Jhdts zugeschrieben. Allerdings ist die Darstellung
des Niklas im Struwwelpeter von
1845 dem modernen Weihnachsmann erstaunlich nahe (abgesehen von der Körperfülle).
So dass man Dr. Heinrich Hoffmann als den von CocaCola „beklauten“
Erfinder des alten rotgekleideten Mannes mit dem weißen Bart bezeichnen
sollte.
Manche Geschichten lassen in einem aber auch der Verdacht aufkommen, das
der, am 6.12. auftretende Nikolaus mit Begleitung eigentlich ein
abgewandelter und verspäteter Sankt Martin sein könnte...
...und wenn nicht? Und wenn außerdem auch Knecht Ruprecht den Job
am 6.12. nicht vollständig übernommen hat, dann bleibt diese
Frage offen: warum kommt der Nikolaus zweimal
– mit der kleinen Geschenkerunde an seinem Namenstag, und mit der
großen zu Weihnachten?
• In Finnland feiert
man übrigens an diesem Tag seit 1917
den Unabhängigkeitstag
- völlig unnikolausig.
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