Vom 1. Advent bis St. Knut

- ereignisreiche 7 Wochen im Winter

Übersicht über den Ablauf des Feiertagsgeschehens
in verschiedenen Kulturen und Zeiten
.

Im Folgenden findet sich das mühevoll und hoffentlich unterhaltsam zusammengepuzzelte Ergebnis aus vielen Quellen und vielen Theorien im Internet und diversen Büchern, - mit mehreren plötzlichen eigenen Einfällen und den daraus resultierenden Jette-Theorien (z.B. in Sachen Struwwelpeter und Knusperhexe) ergänzt.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, an welchen Kalenderrechnungen sich sämtliche
Datumsangaben vor 1582 (Einführung des Gregorianischen Kalenders) orientieren.

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31. Dezember - Sylvester:
• In Spanien finden zwischen dem 30. Dezember und dem 1. Januar die Fiesta de la Coretta statt, die ganz im Zeichen des Holzes steht, eine Kiefer wird gefällt und reich geschmückt durch die Orte und Städte getragen - offenbar eine Art spanischer Weihnachtsbaum.
• In Deutschland abendliches Essen in der Schlemmervariante mit Sylvesterkarpfen oder ähnlich karg wie Heiligabend mit Kartoffelsalat und Würstchen.
• Widersprüchliche Quellen besagen unter anderem, dass schon heute (und nicht erst morgen) in Griechenland die Geschenke an die Kinder verteilt werden und genauso in Russland, wo nach anderer Auskunft erst am 7. Januar die Geschenke von Väterchen Frost gebracht werden.

31. Dez./1. Januar – Nacht: Feuerwerk und Bleigießen. Mit Lärm, Feuer und Rauch gegen die bösen Geister des vergangenen Jahres vorgegangen. Orakeleien verschiedenster Art, sollen das Schicksal des bevorstehenden Jahres voraussagen. Im Lauf der Zeit ist Brauch, wenn er sich auf diese Nacht beschränkt offenbar eine Zusammenschrumpfung der seherischen Möglichkeiten von vormals 12 Rauhnächten ( mehr am 20.12.). Wer möchte, kann sich an dieser Stelle von einem Teefleck-Orakel überraschen lassen.
• In Griechenland werden die Weihnachtsgeschenke in dieser Nacht vom heiligen Vassilius den Kindern vor ihr Bett gelegt. Die Erwachsenen bekommen einen Weihnachtskuchen, in den eine Goldmünze eingebacken ist. Wer die Münze findet, hat der Legende nach das gesamte Jahr über Glück.

1. Januar – Neujahr, zeitweilig als Geburtstag Christi festgelegt. In der Regel ist dieser Tag der letzte, an dem noch einmal so richtig geschlemmt wird. (siehe auch 17.12. Saturnalien)

2. Januar – In Polen werden die Weihnachtsbäume weggeräumt.

6. Januar - Heilige Drei Könige - 'Großneujahr', ursprünglich als Geburtstag Christi festgelegtes Datum wurde verschiedentlich verschoben, um die Heidenfeste besser zu überlagern (erst 1. Januar, dann 25. Dezember)
Zeitweilig wurde der 6.1. zum Jahresanfang/Neujahrstag erklärt.
Der Tag blieb dann immerhin noch den Heiligen Drei Königen erhalten, die eigentlich weise Sterndeuter und Magiere in unbekannter Anzahl waren, vermutlich aus der Gegend Zweistromland/Persien, dem Morgenland von den Mittelmeerländern aus gesehen.
In dem Versuch, den Sternenhimmel von damals zu rekonstruieren hatte schon Kepler eine Konjunktion von Jupiter und Saturn errechnet. Der Astronom Dr. David Hughes von der Sheffield University, der alte babylonische und chinesische Sternenkarten geprüft hatte, kam zu dem Ergebnis, daß im Jahr 7 v. Chr. Jupiter und Saturn dreimal zusammentrafen. Die erste Konjunktion war am 27. Mai, sie sollte der Auslöser der Reise der drei Weisen in den Westen veranlaßt haben. Die zweite am 15. September war vermutlich die Ankunft der Weisen in Damaskus und die dritte am 1. Dezember wies ihnen das Ziel ihrer Reise nach Bethlehem. Diese Theorie wird durch andere Berechnungen wiederum angezweifelt.
Im Dezember 1995 veröffentlichte der amerikanische Astronom Dr. Michael Molnar eine andere Theorie, in der er die astronomischen Ereignisse zur Zeit von Jesu Geburt mit dem astrologischen Symbolismus auf den römischen Münzen verglich. Er meinte, daß der Stern eine doppelte Verfinsterung (Eklipse) von Jupiter durch den Mond war. Sehr unwahrscheinlich sind die Theorien von einer Supernova, einem Kometen oder gar einem Ufo, das angeblich deutlich zu erkennen sei auf einem Gemälde von...
Zurück zu den Weisen aus dem Morgenland: Ihre Beobachtungen am Sternhimmel ließ sie jedenfalls die Geburt eines Erlöserkönigs errechnen, den sie aufsuchen wollten, um ihm die damals entsprechenden symbolischen Geschenke zu machen: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

       

Gold für einen König, Myrrhe für einen Heiler und Weihrauch für einen Priester. So wie die drei Geschenke wurde im Verlauf der Geschichte die Dreizahl zur grundsätzlichen Symbolik dieser Geschichte: auf einmal waren drei Weise, dann drei Könige, dann kam plötzlich einer aus Afrika, einer aus Asien und einer aus Europa (die damals bekannten Erdteile), dann symbolisierten sie die drei Lebensalter und so weiter... – auf jeden Fall weit, weit weg von dem, was wirklich passierte und kaum noch zu rekonstruieren ist.
In überwiegend katholischen Gegenden sind heute noch die Sternsinger unterwegs, singen Heischelieder und sammeln für ihre eigene Wegzehrung oder/und für häufig auch missionarische Hilfsprojekte in der Dritten Welt. Diese Tradition geht im weitesten Sinne zurück auf folgendes Ereignis: Im Streit mit dem Lombardischen Städtebund, eroberte der Hohenstaufenkaiser, Friedrich I. „Barbarossa“ ( 1152-1190) die Stadt Mailand. Bei dieser Eroberung fielen ihm auch die (angeblichen) Gebeine der drei heiligen Könige in die Hände, die aufbewahrt worden. Kaiser Barbarossa schenkte die Reliquien, seinem Freund,
dem Erzbischof von Köln, der dafür erst aus Gold und Edelsteinen gefertigten einen Dreikönigsschrein, ein Meisterwerk mittelalterlicher Goldschmiedekunst herstellen ließ. Später wurde außenherum im gotischen Baustil den Kölner Dom errichtet, zu dem Erzbischof Konrad von Hochstaden am 15. August 1248 den Grundstein legte. Köln war dadurch Mittelpunkt der Verehrung der heiligen Dreikönige geworden und für tausende von Pilgern war es das Ziel ihrer Pilgerreise. In früheren Zeiten wurden die Reliquien alle sieben Jahre öffentlich ausgestellt.
Die „Realpräsenz” von königlichen Heiligen, die als erste Heiden Christus selbst in der Krippe gesehen und angebetet haben, darf für mittelalterliche Menschen nicht unterschätzt werden. Den Heiligen wurden starke Schutzkräfte zugesprochen: Sie helfen gegen Schicksalsschläge, sie wenden alles Böse von Mensch, Vieh und Haus.
Damals üblich waren die Herodes- und Krippenspiele, erklärende Liedertexte zu den jeweiligen Feiertagen des Jahres und nun auch die Dreikönigsspiele, - meist von Klosterschülern, immer häufiger aber auch von herumziehenden Handwerkern, die damit ihre kargen Einkünfte im Winter aufbessern wollten, aufgeführt und in der Folge arme bettelnde Kinder. Überbleibsel ist die Sternsingerei, bei der der Feiertag nicht mehr erklärt, sondern nur noch Geld gesammelt wird und (als Dank?) zum Schutz mit gesegneter Kreide C+M+B und außen herum die Jahreszahl an die Türen gemalt wird – möglicherweise irgendwie auch als ein Gegenzauber ...

...denn dieser Tag ist auch der Perchtentag, der Tag nach der – in den meisten Rechnungen – letzten und heftigsten Rauhnacht. Dieser Tag einschließlich der Nacht davor gehört der Percht, die vor allem im süddeutsch/schweizer Raum zu den Winterdämonen gezählt wird: Sie geht am 6. Januar auf die Jagd nach habgierigen und eigennützigen Menschen, um sie zu bestrafen und den gutherzigen, um sie zu belohnen. (Auch ein Vorbild für Zuckerbrot und Peitsche des Nikolaus/Weihnachtsmannes!). Die Percht, die von vielen mit Frau Holle und damit auch der nordischen Göttin Hel gleichgesetzt wurde, erfuhr in Abweichung zu diesen beiden meist eine Darstellung als hässliche alte Hexe. Im Laufe der Zeit hat die Figur Percht das Geschlecht gewechselt und tritt nun mit dem Namen Bercht oder Berchthold als Kinderschreck in zottiger hundeähnlicher Gestalt mit riesigem Maul und eine wilde Horde anführend auf. Mit Percht und Holle wird auch die italienische Variante verglichen:
• Kinder in Italien werden am 6. Januar von der Hexe Befana beschenkt, die auf ihrem Besen von Haus zu Haus fliegt, laut mancher Beschreibung durch den Schornstein rutscht (Weihnachten in Engeland?) und braven Kindern Geschenke bringt, bösen allerdings nur Kohlestücke.
Befana soll sich der Legende nach zu spät auf den Weg zur Krippe aufgemacht haben und verpasste den Stern. Seitdem irrt sie auf der
Suche nach dem Christkind umher und hinterlässt in jedem Haus Geschenke, in der Hoffnung, dort das Christkind zu finden.
• In England klingelt "Mari Lwyd" (eine weitere Percht-Variante) an den Haustüren und stellt den Kindern Fragen. Können diese die Fragen nicht beantworten, werden sie von Mari Lwyd nicht nur gebissen sondern verspeist. (siehe auch Knusperhexe am Anfang des 2. Teils)

Nochmal zurück zum Dreikönigstag und damit zum eigentlichen Beginn der Karnevalszeit: Beim Dreikönigsfest wurde seit dem 13. Jahrhundert der „König”, Freudenkönig oder Bohnenkönig, bestimmt (im Rahmen der Familie oder auch in größeren öffentlichen Gruppen), der dann mit seinem närrischen Hofstaat feierte, bedient und mit 'Majestät' angesprochen werden musste. Der König wurde durch sehr verschiedene Techniken ausgelost. Das Königsspiel war in Europa weit verbreitet. In England z.B. nannte es sich Lord of Misrule oder Bohnenkönig mit der Königin Markfett. ( Saturnalien, 'Prinz der Unordnung' am 17.12.)

Ab diesem Tag werden in Deutschland auch die abgetakelten Weihnachsbäume entsorgt.

7. Januar - Russische Weihnacht. Da die russische orthodoxe Kirche den Julianischen Kalender verwendet, fällt das Weihnachstsfest nicht auf den 25. Dezember, sondern auf den 7. Januar (das Jahr ist nach Rechnung des Julianischen Kalender geringfügig kürzer, sodass sich alle 125 Jahre ein Tag Differenz ergibt). Zum Zeitpunkt der kommunistischen Revolution, mit welcher der gregorianische Kalender in Russland eingeführt wurde, betrug die Differenz zwischen den beiden Kalendern 13 Tage. Die Weihnachtszeit im Rahmen der orthodoxen Kirche ist eher eine Fastenzeit. Das bedeutet, dass fleischlose Kost angesagt ist. Zentrale Speise ist Kutya, ein porridge-ähnliches Gericht aus Weizen- und anderen Getreidekörnen (sie stehen für Hoffnung) sowie Honig und Mohn (Freude und Erfolg). Natürlich fehlt zu Weihnachten auch Borschtsch nicht auf dem Speiseplan.
Die Verehrung für St. Nikolaus (nicht zufällig ist Nikolaus einer der beliebtesten Vornamen Russlands) hat in Russland und in der orthodoxen Kirche Tradition seit dem 11. Jahrhundert. Nach der kommunistischen Revolution wurde Nikolaus durch Großväterchen Frost - Dyed Maroz - ersetzt (obwohl einiges an der Figur gleich blieb, wie die rote Robe, der weisse Bart, die schwarzen Stiefel). Seine Begleiter/innen sind Schneeflöckchen (Snegorochka) und Babuschka. Sie werden mit viel Musik und Kuchen mit Herzapplikationen empfangen. Jedes Herz steht für einen Wunsch, der in Erfüllung gehen soll. Die Weihnachtszeit erstreckt sich bis zum 11. Januar und leitet gleichzeitig das neue Jahr ein.

13. Januar - St. Knuts-Tag beendet das Julfest in Schweden mit einem mehr als zünftigen Gelage. Auch deshalb sollte man besondere Vorsicht walten lassen und den Blick häufig nach oben richten, nicht aus Gründen des Aberglaubens oder weil einem der keltische Himmel auf den Kopf fallen könnte: Anders als in unseren Breiten (am 6. Januar) werden hier am St. Knuts-Tag die Weihnachtsbäume entschmückt und kurzerhand aus dem Fenster geworfen.

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