Vom 1. Advent bis St. Knut

- ereignisreiche 7 Wochen im Winter

Übersicht über den Ablauf des Feiertagsgeschehens
in verschiedenen Kulturen und Zeiten
.

Im Folgenden findet sich das mühevoll und hoffentlich unterhaltsam zusammengepuzzelte Ergebnis aus vielen Quellen und vielen Theorien im Internet und diversen Büchern, - mit mehreren plötzlichen eigenen Einfällen und den daraus resultierenden Jette-Theorien (z.B. in Sachen Struwwelpeter und Knusperhexe) ergänzt.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, an welchen Kalenderrechnungen sich sämtliche
Datumsangaben vor 1582 (Einführung des Gregorianischen Kalenders) orientieren.

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In Deutschland werden jetzt nicht nur Anisplätzchen, Zimtsterne, Mandelhörnchen und Gewürzspekulatius ( mehr dazu am 25.12.) gebacken. In vielen Haushalten werden Pfefferkuchenhäuser gebaut und reichlich verziert. Es erinnert an das, zu dieser Jahreszeit sehr beliebte Märchen von Hänsel und Gretel. Die kinderfressende Knusperhexe könnte entgegen aller handelsüblichen Theorien auch verwandt sein mit der Geschichte von Mari Lwyd, eine englische Variante der Percht ( mehr dazu am 6.1.) oder auch mit der Mutter der 13 Jólesveinar ( mehr dazu am 12.12.).

Eine spezielle Leckerei in der Adventszeit sind natürlich Bratäpfel. Man kann sie einfach so wie sie sind in die heiße Röhre schieben, das geht natürlich auch mit einem alten Kachelofen, dauert nur länger, bis sie schön weich sind Man könnte die Äpfel natürlich vorher noch veredeln, z.B. mit einer Füllung aus frischem Marzipan und darüber gegossener Vanillesoße, mit Rosinen, Zitronat, Mandelsplittern, Borkenschokolade - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!

12. Dezember - Beginn der 13 Jólesveinar-Tage in Island. Jólesveinar heißt übersetzt soviel wie Weihnachtskerle, von denen es 13. Stück gibt. Jeder der 13 Kobolde ist für einen anderen Tag und einen anderen Inhalt zuständig, z.B. Stekkjarstaur, der Schafe und Ziegen ärgert, Hurðaskellir - der Türknaller, Pvörusleikir - der Kochlöffellecker oder Gluggagægir - der Fenstergucker.
Jeden Tag legen sie für die Kinder etwas aufs Fensterbrett, mehr oder weniger lecker, je nachdem, wie das Verhalten der Kinder war.
Folgendes wird auch berichtet: dreizehn Tage vor Weihnachten kommt der erste Kobold zu den Menschen. Ihm folgt bis Heiligabend an jedem Tag ein weiterer. Am ersten Weihnachtstag verschwindet der erste wieder, am nächsten Tag der zweite usw. bis am 6.1. alle wieder verschwunden sind.
Die tägliche Süßigkeit der heutigen Jólesveinar-Tradition könnte als Vorbild für den späteren Adventskalender gedient haben.
Die (bis zur Unkenntlichkeit entschärfte) Tradition geht zurück auf eine Sage aus dem 13. Jhdt, die von einem Riesen-Ehepaar erzählt, dass dreizehn Kinder hatte. Eines
Tages war der Mann krank und die Frau musste losziehen und etwas zu essen besorgen. Das tat sie, indem sie die unartigen Kinder der Umgegend einfing um sie zu verspeisen (Trolle tun das ganzjährig auch ganz gerne, siehe Abb.).
Jólaköttur - die riesenhafte Weihnachtskatze hat auch großen Appetit auf kleine Kinder, aber nicht nur: sie fängt sich außerdem auch noch alle faulen Menschen. Rankt sich diese Legende vielleicht um einen verlaufenen sibirischen Tiger?

13.12. - St. Lucia ist eine Heilige aus Sizilien (3. Jhdt.), die in Schweden besondere Verehrung gefunden hat, weil sie angeblich Schweden vor einer Hungerkatstrophe bewahrt hat. St. Lucia hat zwar grundsätzlich nichts mit Weihnachten zu tun, wurde aber aufgrund des Datums und ihres lichtbringenden Namens in die Advents- und Weihnachtszeremonien eingebunden. Laut alter Berichte brachte sie unerschrocken den frühen Christen, die sich wegen der Verfolgungen in Höhlen und Katakomben versteckt hatten, regelmäßig was zu Essen. Um beide Hände frei zu haben, überlegte sie sich für die Wege durch die dunklen Gänge eine Konstruktion, um die Kerzen auf dem Kopf zu tragen. Im Gedenken an die hilfreichen Taten der Heiligen bringen die Kinder morgens ihren Eltern das Frühstück ans Bett. Der ältesten Tochter fällt dabei die Rolle der Santa Lucia zu: Sie ist wie eine Braut weiß gekleidet, mit einem roten Seidenband um die Hüften und trägt einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf.

17. Dezember – Beginn der Saturnalien in altrömischer Zeit. Sie dauerten - je nach Quelle - manchmal bis zum 1. Januar, meistens aber nur drei Tage bis zum 19. Dezember. Das Durcheinander kommt in diesem Falle wahrscheinlich dadurch zu Stande, dass das Fest schon im 4. vorchristlichen Jahrhundert auf den ersten Januar verlegt wurde.
Das Fest fand zu Ehren des Saturn, Gott der Saat und des Ackerbaus statt. Saturn wird zwar einerseits mit Kronos gleichgesetzt, die Geschichte, dass er seine eigenen Kinder auffraß
wird aber nur von Kronos erzählt ( Knusperhexe am Anfang dieser Seite und Perchtentag am 6.1.).
Eine Besonderheit des Festes war, dass für kurze Zeit alle Sklaven frei gelassen wurden und die Rollen mit ihren Herren tauschten und ein "Prinz der Unordnung" die Festlichkeiten leitete, - ziemlich offensichtlich eine Vorform des heutigen Faschingsprinzen - siehe auch Wahl des Bohnenkönigs am 6. Januar.
Ansonsten wurde reichlich auf Staatskosten geschlemmt, Freunde, Kinder und die Armen wurden beschenkt; die Häuser wurden mit Efeu, Stechpalmen- und Mistelzweigen geschmückt, jegliche Arbeit wurde verboten.

So glaubte man nicht nur im Römischen Reich sich Gesundheit ins Haus zu holen, wenn man es mit Grünem schmückte. Fichte, Tanne, Kiefer, Eibe, Buchsbaum, Ilex, Stechpalme, Stechginster, Wacholder, Efeu, Kronsbeere, Rosmarin und dem Buchsbaum wurden besondere Kräfte zugesprochen.
Reichliche Schlemmereien werden auch heute noch von vielen als unvermeidlich angesehen, aber nur den ganz Armen wird in manchen Gegenden aufs Staatskosten der Tisch gedeckt...

20. Dezember - Beginn der 12 Julnächte. Jul/Jol wird auf das Wort Rad zurückgeführt. Gemeint ist damit das Rad der Zeit, das sich wieder einmal um ein Jahr weitergedreht hat.
Die erste Nacht (Wintersonnenwende) spielt in Regionen, die, wie der europäische Norden, sehr lange und harte Winter haben, eine zentrale Rolle.
In der Nacht der Wintersonnenwende wurden alle Feuer gelöscht, mit Ausnahme des einen Julfeuers, das man gemeinsam bewachte und es wurden allerlei Rituale verbracht, um die Sonne für den nächsten Tag zum Wiederaufgehen zu bringen.

Die Zwölf 'Rauhnächte' (beginnen nach vielen Kalenderrechnungen eigentlich am 21. und nach späteren Kalendern erst am 24. bzw. spätestens 25.12. - letztere reichen bis zum 6. Januar) gehören weder zum alten Jahr, noch zum neuen ('Zwischen den Jahren'). Sie sind ein gewisser Freiraum, in dem die Grenzen zwischen den Welten etwas verwischt sind. Den Zwölf Nächten wird ein enormes prophetisches Potential zugeordnet – sie werden auch Lostage genannt: Was man in den Nächten träumte, sollte in Erfüllung gehen und da das Jahr über 12 Monate verfügt, wurden die Träume der einzelnen Nächte auch gerne den einzelnen Monaten zugeordnet. Wer ein bisschen voraussagen will, kann auch hier zu Emmis Tagesorkel klicken.
Während der Zeit der Zwölf Nächte sollten auch verschiedene Tätigkeiten ruhen, vor allem diejenigen, die mit Rädern zu tun haben (z.B. das Spinnen), weil zu dieser Zeit ja auch das Zeitrad stillstand.
Der Namensteil Rauh bedeutet eigentlich Rauch und geht auf das reinigende Ausräuchern der Häuser zurück.
Bäume, als Symbol des Lebens, wurden mit Opfern (Früchten, Nüssen) behangen, was damit zu tun hat, dass Jul auch so etwas wie ein Erntedankfest ist.
Diese behangenen Bäume können auch der Vorläufer des Christbaumes (Weihnachtsbaumes) sein.

 

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