Vom 1. Advent bis St. Knut

- ereignisreiche 7 Wochen im Winter

Übersicht über den Ablauf des Feiertagsgeschehens
in verschiedenen Kulturen und Zeiten
.

Im Folgenden findet sich das mühevoll und hoffentlich unterhaltsam zusammengepuzzelte Ergebnis aus vielen Quellen und vielen Theorien im Internet und diversen Büchern, - mit mehreren plötzlichen eigenen Einfällen und den daraus resultierenden Jette-Theorien (z.B. in Sachen Struwwelpeter und Knusperhexe) ergänzt.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, an welchen Kalenderrechnungen sich sämtliche
Datumsangaben vor 1582 (Einführung des Gregorianischen Kalenders) orientieren.

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21. Dezember - Wintersonnenwende
Zur Wintersonnenwende wurden überall Feuer verschiedenster Art angezündet, um damit der Sonne zu helfen, ab jetzt wieder länger am Himmel zu sein. In den zwölf Rauhnächten wurden Äste von immergrünen Bäumen als Schutz und Zaubermittel geschlagen, woraus der Weihnachtsbaum entstand. 1605 soll es bereits einen mit Äpfeln geschmückten, aber noch kerzenlosen Weihnachtsbaum in Straßburg gegeben haben, der als "Gabenbaum" oder "Bescherbaum" errichtet war. Der erste kerzengeschmückte Tannenbaum ist überliefert als 1611 in Schlesien im Schloß der Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien aufgestellt. 1746 wurde er erstmals urkundlich in Pennsylvania/ USA erwähnt. Johann Wolfgang von Goethe lernte den Weihnachtsbaum in Straßburg 1770 kennen und so ist eine der frühesten literarischen Erwähnungen in seinem "Werther" von 1774 zu finden. Wirkliche Verbreitung fand der Weihnachts baum in Deutschland aber erst im 19. Jahrhundert mit Schmuck aus Äpfeln, Papierblumen und Kerzen.
Es gibt auch eine Theorie, die besagt, dass sich der Weihnachtsbaum aus den mittelalterlichen Paradiesspielen (vergleiche auch
Herodesspiele etc., 6.1.) erhalten hätte, weshalb er häufig mit Äpfeln behängt wird - aus denen sich, um die Sache noch paradiesischer zu machen - die goldenen Kugeln entwickelt haben werden. Das konnten dann aber in ärmeren Verhältnissen auch schon mal in Goldpapier eingewickelte Kartoffeln sein....
Persische Mythologie: Geburtstagsfeier des Lichtgottes Mithras.
Ursprünglich stellte Mithras nicht die Sonne selbst dar, sondern war ein, ihr zur Seite gestellter guter Geist zweiten Ranges. Im Laufe der Zeit wurde ihm immermehr die Rolle der Sonne selbst zugeschoben. Die Verehrung war eine Zeitlang groß in Mode und unabhängig von anderen vorherrschenden Religionen von Groß-Persien über Italien bis nach Gallien verbreitet.
(Andere Angaben verweisen auf den 25.12.)
In China: Seit der Zeit der Yin Dynastie, und in den Zeiten der Zhou und der Qin Dynastie, wurde die Wintersonnenwende als erster Tag des neuen Jahres angesehen. In der Zeit der Han Dynastie wurde die Wintersonnenwende als „Winterfest“ gefeiert. Die Menschen glaubten, dass die Wintersonnenwende ein Ergebnis des Zusammenwirkens zwischen Yin und Yang ist, und dass es ein vom Himmel gesegneter Tag ist. In der Provinz Henan essen die Menschen chinesische Klöße zur Wintersonnenwende. Sie nennen sie „gefrorene Ohren“, weil sie dem menschlichen Ohr ähnlich sehen. Es wird von Zhang Zhongjing erzählt, ein Wunderdoktor, dessen Patienten ihn als einen Heiligen bezeichneten. Einmal traf er vor den Toren von Nanyang eine große Gruppe armer Leute, die zu wenig Kleidung hatten und so waren ihnen die Ohren erfroren. Zhang bekam Mitleid, als er das sah. Er bat seine Schüler, ein Zelt aufzuschlagen, und Hammelfleisch, Chilli und einige Kräuter zusammenzumischen, die das kalte Qi vertreiben können, und sie zusammen in einem Topf zu kochen. Die gekochte Medizin wurde dann kleingehackt und in Nudelteig gehüllt, als Form Ohres geformt und dann wieder gekocht. Dieses Essen wurde „Kälte vertreibende und erfrorene Ohren heilende Suppe“ genannt.

23. Dezember - Manche Quellen besagen, dass sich die erwachsenen Finnen am Abend mit Kaffee zuschütten, um in der Nacht zum 24. sämtliche Vorbereitungen für das Fest zu treffen. Wenn die Kinder am nächsten Morgen auffwachen, sieht alles festlich aus und duftet nach Weihnachten.

24. Dezember - die Geburt Christi wird von vielen schon an diesem Tag gefeiert. Spätestens heute wird der Weihnachts- /Christbaum geschmückt (mehr dazu am 21. Dezember) und die Krippe aufgestellt. In den vielen Kalenderrechnungen: Beginn der 12 Rauhnächte (mehr dazu am 20. Dezember)
• In Griechenland werden ab jetzt zwölf Nächte durchgehend zum Schutz vor Kobolden, den Kalikanzari, Weihnachtsfeuer entzündet. Die Kinder ziehen mit Trommeln und Glocken durch die Straßen und singen dazu die sogenannte Kalanda, Lobgesänge, die Glück bringen sollen. Dafür bekommen sie kleine Geschenke.
• In Finnland beginnt Weihnachten am 24. um 12 Uhr mittags. Wer es wagte, ab jetzt die zwölf Weihnachtstage durch ein Verbrechen zu entweihen, musste mit besonders harter Strafe rechnen.
• In Deutschland gibt es an diesem Tag häufig ein eher karges Mittagessen: z.B. Kartoffelsalat und Würstchen oder ähnliches – wahrscheinlich auch in Aussicht auf den 'Bunten Teller' am Abend mit viel zu vielen Süßigkeiten, von der Marzipankartoffel bis zum Honigprinten und das fette Essen am kommenden Tag.
• Am Nachmittag in Deutschland: Besuch des Heiligabend-Gottesdienstes mit Krippenspiel. Hier gehen häufig selbst die hin, die mit der Kirche und dem Christentum sonst nichts zu tun haben (wollen).

• Und in Finnland: Am Nachmittag und frühen Abend werden die Friedhöfe besucht und die Gräber festlich geschmückt. Finnische Friedhöfe bieten bei Einbruch der Dunkelheit am 24. Dezember ein beeindruckendes Bild. Das Festessen ist wegen der Verwendung von Roten Beeten durch und durch Rosarot in allen Tönungen.
Schweden: Mit Einbruch der Dunkelheit beginnt nun auch hier das Weihnachtsfest. Die Feiertage ziehen sich weit über die Rauhnächte hinaus bis zum 13. Januar, dem St. Knuts-Tag.
Die Bescherung in Deutschland findet irgendwann zwischen 16 und 18 Uhr statt: Häufig wird sie mit dem Läuten des Weihnachtsglöckchens eingeleitet: Jetzt dürfen die Kinder das Weihnachtszimmer betreten und nach Absingen einiger Lieder und Aufsagen von Gedichten heißt es „Ran an die Geschenke und mitgefeiert!“ Wenn die Kinder kleiner sind, wird auch häufig ein Aushilfs-Weihnachtsmann bestellt, der zur größten Freude mancher Kinder auch schon mal die Eltern mit der Rute versohlt und dann die Geschenke aus dem Sack holt. Alternativ zum bärtigen alten Mann macht sich in dieser Branche auch immer mehr ein sogenanntes Christkindl im Kostüm eines oft weiblichen Engels breit. ( Nikolaus am 6.12.)
Das Drohen mit der Rute gilt heute als veraltet, Kinder sind jetzt einfach immer brav...
• In Italien wird am Heiligabend die Bescherung häufig als Lotterie durchgeführt. Die Geburt Christi wird am 25. gefeiert.
• In Frankreich wird bevorzugt mit opulentem Essen in Restaurants und ausgelassenem Tanzen gefeiert.
• In Polen ist Heiligabend der wichtigste Teil der Weihnachtszeit, an dem die meisten Bräuche ausgeführt werden. Tagsüber wird in Polen vor dem Weihnachtsmahl gefastet. Das Weihnachtsessen selbst beginnt mit dem Lesen des Weihnachtsevangeliums und besteht meistens aus Suppe und einem darauffolgenden Fischgericht. Der wichtigste Bestandteil aber sind die Weihnachtsoblaten. Das Teilen dieser Oblaten symbolisiert, dass die Familie bereit ist, auch in Zukunft alles miteinander zu teilen, es ist eine Geste der Liebe und Versöhnung.
• In Island dauert das 13tägige Weihnachtsfest vom Heiligen Abend bis zum 6. Januar. In dieser Zeit finden zahlreiche Kinderweihnachtsfeiern statt und man besucht sich häufig untereinander zu einem üppigen festlichen Mahl, für das man ein Weihnachtsschaf (=jolaar) schlachtet und Rauchfleisch, geräucherte Würste, Fisch und selbstgebrautes Bier reicht. Zum Nachtisch gibt es Reisbrei und wer die Mandel, die darin versteckt ist findet, bekommt ein Extrageschenk.

24./25. Dezember - Nacht
Eine Legende besagt, dass pünktlich um Mitternacht die Tiere zu sprechen beginnen und Zukünftiges zu prophezeien. Aber wer zuhört, muss leider sterben...
Stattdessen könnte man jetzt vielleicht lieber, wie in Irland üblich, die Mitternachtsmesse besuchen, weil jetzt angeblich der eigentliche Geburtszeitpunkt Christi gewesen sein soll.
• In England sind zu dieser Zeit schon die Strümpfe an den Bettenden aufgehängt: Hierin soll Santa Claus über Nacht die Geschenke verstauen. Nach mancher Meinung in England, aber auf jeden Fall in den USA kommt er mit dem Rentier-Schlitten, landet auf dem Dach und klettert durch den Schornstein um je nachdem die Geschenke unter den Baum zu legen oder auch in Strümpfe am Kamin zu stopfen. Ein eiliger Santa Claus wirft die Geschenke durch den Schornstein. Der Rentierschlitten gehört nach Ansicht mancher Chonologen und aus nordisch-mythologischer Sicht eigentlich zu Odin. Und dass Nikolaus, der doch eigentlich aus der Türkei kommt, angeblich am Nordpol oder doch zumindestens in Lappland wohnen soll, würde dann ebenfalls auf eine etwas wirre Verknüpfung zu Odin hinweisen.
• Im Süden der USA feiert man mit extra lautem Feuerwerk. Dieser Brauch stammt noch aus der Zeit der ersten Siedler, die auf diese Weise den weit entfernten "Nachbarn" ihre Weihnachtsgrüße übermittelten. Gleichzeitig sollten damit natürlich auch böse Geister vertrieben werden.
• Auch in Frankreich werden die Geschenke in der Nacht gebracht.
Und überall in Frankreich, England und den USA am Weihnachtsmorgen: Überraschtes Finden der Geschenke.

25. Dezember - im 3. Jhrdt. festgelegter Termin der Geburt Christi.
Andere Daten waren versuchsweise der 1. Januar und auch 6. Januar. Zum heutigen Ablauf gehören: Besuch Weihnachtsgottesdienst am Vormittag und danach großes Essen, möglichst im Dabeisein der kompletten Familie und – in Deutschland - mit Wild-, Gänsebraten oder Karpfen (Wild(-schwein) geht zurück auf den alten germanischen Brauch. Gänsebraten wurde ab 1588 in England durch Elisabeth I. etabliert und ist eine Mutation der kontinentalen Martinsgans; Fisch als Symbol für das Zeitalter der Fische, bzw. das Symbol des Christentums (?) – viele essen den Karpfen aber auch erst zu Sylvester (mehr dazu am 1.1.).
Traditionell bei allen Weihnachtsgerichten sind z.B. Feigen, Datteln, Aprikosen, Mandeln, Zimt und Nelken – getrocknete Früchte, Nüsse und Gewürze aus fernen Ländern, die Luxus waren und für besondere Anlässe aufbewahrt wurden.
Die Engländer setzen zum Weihnachtsmahl gerne alberne Papierhütchen auf und zupfen an Knallbonbons. Es gibt Plumpudding, der ungefähr im 14. Jahrhundert das erste mal zu Weihnachten auftauchte und Truthahn. Außerdem küssen sie sich gerne zu Weihnachten unter einem Mistelzweig. Die Mistel gehört zu den ältesten magischen Pflanzen: Die alten Griechen betrachteten sie als ein Mittel gegen Gift. Andere Völker glaubten, sie könne Schlösser aufbrechen und vor Feuer und Krankheiten schützen. Männer und Frauen trugen Armbänder, an denen aus Mistelholz geschnitzte Amulette klapperten, und über den Zimmertüren hingen Mistelzweige zum Schutz gegen Hexen und böse Geister. Als dann die Priester an Macht gewannen, wurde der Mistelzweig zum Symbol von Mut, Gesundheit, Fruchtbarkeit und Glück. Die Druiden kletterten in weißen Gewändern auf die Bäume und schnitten die Misteln mit goldenen Sicheln usw. usf. Auf jeden Fall aber gehört die Mistel auch zu den wintergrünen Pflanzen und noch dazu mit hohem dekorativem Wert.
• In Frankreich gibt es außerdem folgenden Brauch: ein dicker Holzklotz wird langsam an den Weihnachtstagen im Kamin verbrannt. An den Feiertagen wird die Asche dann auf dem Feld verstreut. Sie soll Glück und gute Ernte bringen. Aber auch in den Städten gibt es einen "buche de noel". Das ist ein leckerer Kuchen, der zum Andenken an den Holzklotz gebacken wird und so aussieht.
• In Italien gibt es einen sehr ähnlichen Brauch: hier soll der Holzscheit zwölf Tage lang brennen und aus Eschenholz sein. Das brennende Eschenholz scheint aus dem nordischen Sagenkreis abgewandert zu sein: dort ist die Esche als Weltenbaum der Baum anundfürsich. In einer anderen italienischen Version wird ein Olivenbäumchen verbrannt. Ansonsten findet man in Italien eine umfangreiche, jedes Jahr um phantasievolle Figuren erweiterte Krippe „presepio“ im Mittelpunkte des Festes.
• In Dänemark kommt Weihnachtskobold Jul Nisse. Er ist dem deutschen Weihnachtsmann recht ähnlich : auch er trägt eine rote Mütze aber ist von Gestalt sehr viel kleiner. Der Jul Nisse haust in der Scheune und wacht über das dazugehörige Anwesen. Wenn man ihn aber reizt oder schlecht behandelt, treibt er allerlei Unfug. Deshalb darf man ihn auch zu Weihnachten nicht vergessen. Er bekommt kleine Schüsseln mit Reisbrei.

• Nach manchen Quellen Geburtstag des Lichtgotts Mithras. (mehr dazu am 21.12.)
Spätestens heute am 25.12. beginnen die 12 Rauhnächte, die ja auf jeden Fall - darüber gibt es keine Meinungsverschiedenheiten - am 6.1. enden.
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26.Dezember - in Irland ist der 2. Feiertag ist der St. Stephens Day, nach dem ersten Märtyrer, dem heiligen Stefan. An diesem Tag tragen junge Leute und Kinder Stechpalmenzweige die mit Bändern und Zaunkönigen geschmückt sind, singend von Haus zu Haus. Sie sammeln milde Gaben für den Zaunkönigtanz. (Leider habe ich über den Ursprung dieses Brauches nichts weiter - außer der Erwähnung - herausgefunden) Aber möglicherweise begründet sich hierin immerhin der Weihnachtsbaumschmuck in Form eines Vogels.

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